Sebastian Metzner: Wie würdest du denn Unternehmen raten dieses Monitoring in der Praxis umzusetzen?
Thomas Haubold: Das ist am Ende auch, wie es Thorsten in der letzten Folge so schön bezeichnet hat, ein Ressourcenbrett. Es ist am Ende auch eine Frage, wie viele Ressourcen ich da reinstecken kann und möchte. Wir haben da eigentlich eine sehr große Bandbreite; vom händischen Monitoring bis zum voll automatisierten Monitoring, KI basiert, was ja heute durchaus möglich ist. Wir haben am Trendmanager ja auch einige APIs, die uns durchaus die Möglichkeit geben mit Hilfe von AI den Monitoringprozess zu unterstützen. Das ist sehr abhängig von der Zielstellung und wie viele Ressourcen ich dafür letztendlich bereitstellen kann.
Sebastian Metzner: Der Königsweg liegt meiner Meinung nach im toolbasierten Ansatz. Wir kennen es noch von früher, dass man händisch versucht hat Dinge zu monitoren, solche Zettelkästen, in denen man Sachen vor über 15 Jahren gesammelt hat. Das ist schon lange outdated, heute gibt es moderne Tools. Lasst uns darauf noch mal eingehen. Was für einen Vorteil hat der Einsatz dieser angesprochenen Tools?
Thomas Haubold: Du sagst es, das ist genau der Königsweg. Ich wollte von vorneherein nicht die große Angst schüren, dass es ohne das kein Monitoring gibt, aber du hast natürlich vollkommen Recht. In unserer Zeit und mit den technischen Möglichkeiten, die wir haben, sollten wir darüber nachdenken. Die Vorteile liegen ganz klar darin, dass ich eine größere Bandbreite an Daten heranziehen kann, um meine Trends, Suchfelder, oder Innovationsfelder entsprechend zu monitoren. Es ist grundsätzlich so, dass, wenn wir etwas Neues, wie Trends, suchen, die KI basierten Ansätze vielleicht nicht die richtigen sind. Dann ist es vielleicht immer noch das händische Scoutingnetzwerk, woran wir uns auch immer noch bedienen. Wenn es aber um das Monitoring geht, das heißt ich habe präzise ausformulierte Trends und Innovationsfelder, dann lassen sich sehr gute Suchstrings stricken, die permanent einen geradezu endlosen Datenpool durchforsten und mir immer wieder neue Informationen geben. Ein Beispiel: Wir haben in den letzten Jahren ja den großen Hype der Blockchain gesehen. Gerade auch für die Logistikbranche ist die ja extrem wertvoll. Es hat sich aber relativ schnell abgezeichnet, dass es doch gar nicht so viele Usecases sind. Relativ schnell ist sie dann in den großen Hypecycle gestürzt. Wenn ich jetzt aber durch KI basierte Monitoringverfahren beispielsweise feststelle, dass sich jetzt gerade die Patentanzahl stark erhöht, dann gibt mir das natürlich zusätzlich Informationen, um eine Neubewertung des Trends vorzunehmen. Da sehe ich eigentlich die Hauptstärken des KI basierten Monitorings. Die Datenvielfalt wird einfach massiv erhöht.
Peter von Aspern: Du hast gerade Patente als einen wichtigen Indikator, den ich durch mein Monitoring im Auge behalten sollte, genannt. Was wären weitere Indikatoren, die man typischerweise beobachten sollte?
Thomas Haubold: Beim Hype-Zyklus zum Beispiel, die sich ja grundsätzlich Publikationen bedienen, haben wir wissenschaftliche Publikationen, graue Literatur, oder die ganz normale Presse, die teilweise auch automatisiert abgerufen werden kann. Wir haben aber auch Marktforschungsinstitute, die große Datenquellen bereitstellen, wir haben die sozialen Medien, von denen wir wissen, dass sie immer mehr Daten bereitstellen. Das ist bisher immer noch ein ungenutztes Potential für Foresight und Monitoring, weil es natürlich unter Verschluss gehalten wird. Auch das wird sich aber in den nächsten Jahren ändern.
Peter von Aspern: Ich stelle mir gerade vor, dass der Einsatz von solchen Monitoringtools, wie zum Beispiel MerchFlow, typischer Weise in größeren Organisationen zum Einsatz kommen. Habe ich als kleinerer Mittelständler auch Möglichkeiten Monitoring auf eine pragmatische Art und Weise für mich zu gewährleisten, ohne auf solche Tools zu setzen, weil das vielleicht noch eine Nummer zu groß für mich ist?
Thomas Haubold: Monitoring ist ja letztlich einfach eine Dauerbeobachtung. Die einfachste und pragmatischste Lösung ist da nach wie vor zu sagen: "Ich engagiere Trendscouts, oder habe vielleicht zwei Praktikanten, die meine Themen entsprechend monitoren.". Was man aber auch ganz klar sagen muss, wenn ich automatisiert, oder teilautomatisiert, monitoren möchte, ist der Initialaufbau meistens einigermaßen hoch, ich aber den großen Vorteil habe, dass ein fortlaufender Prozess dahintersteht. Das heißt ich setze einmal die Suchstrings auf und die haben eigentlich erstmal ihre Gültigkeit. Ich kann sie minimal anpassen, aber der große Aufwand entsteht nur am Anfang. Gerade, wenn es zum Beispiel sehr technologieorientierte Unternehmen sind, wo das Monitoring von Technologien KI basiert im Vergleich zu marktorientierten Trends, wo die Definition der Suchstrings einfach viel komplizierter ist, relativ einfach ist, kann ich mir gut überlegen, welche Bereiche ich teil-, oder vollautomatisieren kann und welche Bereiche ich vielleicht händisch abgeben kann. Das heißt hier wird es in den nächsten Jahren auch immer einen Mittelweg geben.
Sebastian Metzner: Kommen wir noch mal zurück auf den Punkt, dass das Monitoring Anfang und Ende zugleich ist. Wo fließen die Ergebnisse des Monitorings wieder ein? Gehen die in Phase eins wieder sozusagen rekursiv zurück und schließen den Kreis, oder docken die noch an anderen Phasen an?
Thomas Haubold: Monitoring ist eigentlich für alle drei Phasen relevant. Wir sehen bei unseren Kunden, wenn wir in die Updateprozesse einsteigen, dass sie tatsächlich einfach in die Identifikationsphase mit einfließen. Das heißt ich habe vielleicht neue Trends, die es zu betrachten gilt und die ich in meine Longlist aufnehme, identifiziert. Gleichermaßen fließen sie in Phase zwei ein. Das heißt es sind neue Informationen da, die zu einer Neubewertung des Trends führen. Auch aus diesem Grund muss ich die Trends monitoren. Und sie fließen natürlich und das sogar in beide Richtungen, in die Phase drei mit ein. Nicht nur die Bewertung des Trendradars, sondern auch bestimmte Aspekte aus dem Monitoring der Innovationsfelder fließen zurück in Phase drei und ich muss sie tatsächlich einfach betrachten. Das macht das Monitoring zu einer sehr breiten Phase und insbesondere, um den Trendmanagementprozess zu institutionalisieren, auch sehr, sehr wichtig.