Peter von Aspern: Würdest du sagen, dass die Anzahl der Teilnehmer auch mit der Ergebnisqualität korreliert, also gibt es da auch so etwas wie die Wisdom-of-the-Crowd? Dass man sagt, dass das inhaltlich extrem sinnvoll ist, am besten das ganze Unternehmen da mit einzubinden, in die Trendbewertung? Oder würdest du sagen, dass eher so ein Expertenansatz sinnvoll ist? Dass man sagt, dass man da wirklich so eine handverlesene Auswahl an Personen macht, die ich jetzt da mit einbeziehe, weil ich irgendwie glaube zu wissen, dass die sich in bestimmten Themen besonders gut auskennen. Aus deiner Sicht, was ist da vielleicht eher so der sinnvollste Ansatz?
Torsten Rehder: Ja, Unternehmen sind da immer recht unsicher, weil sie ja vor allem auch immer zusammenrechnen. Wenn sie jetzt 300 Kollegen fragen und die sitzen dann da jeweils eine Stunde vor, das sind ja 300 Personenstunden und das sind ja soundso viel Euros dann wieder, ob man das denn rechtfertigen könnte. Und ich sage dann immer, dass erstens, wenn die Kollegen den Trend von Anfang an schon mitbewerten, dann ist da ja schon buy-in drin. Das heißt also, die sind ja schon Teil des Prozesses und am Ende, wenn sie das Trendradar oder den Ausgang des Trends sehen, dann sind die ja involviert. Dann kommt das ja nicht von ungefähr. Wo sie dann nicht sagen können, das wäre not invented here. Sondern dass sie schon Teil davon gewesen sind und dass sie gefragt wurden, das ist ja eine Wertschätzung. Das hat schon mal intern eine große Strahlwirkung, wenn man frühzeitig in den Prozess auch involviert wird. Und zweitens, Unternehmen wissen manchmal gar nicht, was sie schon alles wissen und wenn man die Panels sehr, sehr clever strickt, dann kann man daraus zusätzliche Insides auch noch rausziehen. Das heißt also, wenn ich jetzt ein global operierendes Unternehmen bin und ich habe vielleicht mein Asien-Panel, das heißt die Kollegen in Asien oder die Kollegen in Südamerika, und die bewerten die Trends aber völlig unterschiedlich. Und ich dann denke, woher kommt denn das? Wissen die mehr als wir oder ist er in der Region anders ausgeprägt? Dadurch komme ich wieder in den Dialog, dadurch kann ich wieder zusätzliche Insides rausziehen. Also, wir haben viele Vorteile auch, da erst mal in die Breite zu gehen. Um schlussendlich dann strategisch fundierte Entscheidungen auf der Basis zu treffen, würde ich mich aber nie auf ein Voting verlassen, wo 200 Leute oder vielleicht auch 300 Leute, eine Stunde ihrer Zeit investiert haben. Sondern dann würde ich schon noch mal sagen, dass man das dann noch mal absichern muss, in dem man nicht alle, aber gewisse Trends, noch mal von Experten verifizieren lässt oder guckt, wie da die Abweichungen sind. Die Erfahrungen haben gezeigt, die Abweichungen sind meistens sehr, sehr gering. Also die Wisdom-of-the-Crowd liegt meistens auch wirklich auf demselben Trend, wie die Experten es auch einschätzen würden.
Peter von Aspern: Dieser Aspekt ist jetzt noch mal sehr wichtig, den du gerade genannt hast. Du hast tatsächlich das Einbeziehen von möglichst vielen Kolleginnen und Kollegen im Unternehmen angesprochen, was natürlich auch so eine Form des Stakeholder-Managements einfach ist. Weil natürlich ist es ja richtig, dass das Trendradar, was ja am Ende das Ergebnis der Trendbewertung ist, so als Entscheidungsinstrument dann ja am Ende des Tages auch funktioniert und dadurch eben ja auch so eine gewisse Relevanz hat. Und wenn das eben dann so der Kristallisationspunkt ist, anhand dessen du dann auch deine Innovationsstrategie ausrichtest, dann ist es natürlich schon tatsächlich ein enorm wichtiger Erfolgsfaktor, dass dieses Instrument auch von allen irgendwo anerkannt ist und dass man Leute da mitnimmt.
Torsten Rehder: Ich sage immer, dass die Kommunikation im Grunde schon mit der Phase zwei startet, oder vielleicht auch Phase eins, startet, wenn man sagt ich involviere die schon in dieser Scout-Phase. Aber ab da fange ich ja schon an, das intern zu kommunizieren, weil ich ja über meine Bereichsgrenzen hinaus sowieso schon die Leute involviere, als Scouts oder als Experten dann bei der Bewertung.
Sebastian Metzner: Torsten, was würdest du empfehlen, welche Tools oder auf welcher Basis der Tools sollte man diese Befragung durchführen, um möglichst viele Kollegen mit zu involvieren?
Torsten Rehder: Ja, da auch wieder keine Excel-Liste. Es gibt tatsächlich auch Unternehmen, die die Idee haben, eine Excel-Liste rumzugeben, zum Beispiel dass die in China eine Excel-Liste ausfüllen sollen. Die haben wir denen dann relativ schnell ausgeredet, denn wir sind im Jahr 2020, da gibt es für alles Tools. Die gängigen Trendmanagement-Software heutzutage haben auch natürlich so kollaborative Elemente sowieso schon integriert, wo du bewerten kannst. Oder zumindest würde ich da auf jeden Fall bei der Auswahl von solchen Tools darauf achten, dass da so ein Voting-Mechanismus auch mit eingebaut ist, sodass ich auch die Voting-Fragen-Dimension frei wählen kann. Ansonsten kann ich das vielleicht auch notfalls auch über ein Umfrage-Tool machen.
Sebastian Metzner: Also ganz klassisch Survey-Monkey quasi aufsetzen oder ein spezialisiertes Innovations-Tool nutzen, wie den Trendmanager. Der mir diese softwaregestützte Befragung quasi erlaubt, das Teilnehmer-Einladungs-Management übernimmt, die Nachfassung, übernimmt, dass man natürlich bei einem Personenkreis von 200 bis 300 Mann wenig händischen Aufwand hat, seine Panels da zu managen. Gerade vielleicht auch, wenn man mehrere Runden mit mehreren Skalierungen dreht, ist das, denke ich, noch mal ein erheblicher Arbeitsaufwand, den man sich dann sparen kann.
Torsten Rehder: Mir fällt noch ein, dass die DSGVO bei den Tools sehr wichtig ist. Also dass die Umfrage-Tools DSGVO-kompatibel sind, weil häufig bei größeren Unternehmen dann auch der Betriebsrat da irgendwie involviert werden muss und überzeugt werden muss. Weil es dann um eine Umfrage geht, wo Leute gefragt werden, und dann geht das um Datenschutz und solche Sachen. Also dieses Voting-Tool sollte auf jeden Fall DSGVO-kompatibel sein. Denn es kann manchmal schwierig werden, das so einfach mit dem Betriebsrat zu machen.
Peter von Aspern: Ja, wir haben ja jetzt viel über die Bewertung von Trends gesprochen, also in dem Sinne, dass wir über die Kriterien gesprochen haben, anhand derer man die Trends bewerten kann. Und wir haben auch darüber gesprochen, wie man den Personenkreis gut definieren kann, der an dieser Trendbewertung beteiligt sein sollte. Nun komme ich ja an den Punkt, dass ich entsprechend diese Trendbewertung dann generiere und diese Informationen einsammle. Und jetzt noch mal die Frage: Wie komme ich jetzt von dieser Summe an bewerteten Trends eigentlich dann zu diesem Trendradar, über das wir jetzt ja schon mehrfach kurz gesprochen haben. Wie kann man sich das so vorstellen?