Sebastian Metzner: Genau, gerade jetzt in der Corona-Zeit. Lass uns vielleicht nochmal so ein Stück weit darüber sprechen. Du hattest es gerade angerissen, in den letzten fünf Jahren hat sich viel getan, sagtest du. Was sind denn eigentlich so die Trends in dem Bereich? Was steht uns vielleicht in den nächsten drei bis fünf Jahren vor der Tür im Thema digitales Innovationsmanagement? Welche Entwicklungen sind hier zu erwarten?
Peter von Aspern: Natürlich zum einen das Thema künstliche Intelligenz. Das ist natürlich wenig überraschend im IT-Kontext. Aber tatsächlich ist es so, dass wir aktuell schon Unternehmen beobachten, die so etwas einsetzen, zum Beispiel …#00:21:07# in Berlin, was übrigens auch ein Spin-off eines größeren Konzerns ist und aus Volkswagen heraus gegründet wurde, oder auch MerchFlow. Das sind Unternehmen, die entsprechend mit smarten Crawling-Algorithmen in der Lage sind, Patente zu crawlen oder auch Startups, relevante News oder Technologien clustern können. Die also einfach dabei helfen, mit dieser Informationsflut umzugehen, gerade wenn man in die Tiefe geht. Das heißt, wenn ich jetzt so im R&D-Bereich unterwegs bin und mich wirklich spezifisch dafür interessiere, wie eigentlich die Situation zum Beispiel im Bereich Leader ist, also welche Unternehmen es da gibt, welche Startups und Universitäten dafür sind, welche Patente dafür angemeldet wurden, da können solche Tools entsprechend helfen, diese Information schnell verfügbar zu machen. Das steht aber alles immer noch eher so am Anfang, aber das wird sich in den nächsten Jahren sicherlich rasant entwickeln.
Sebastian Metzner: Das denke ich auch. Also auch wir im Rahmen von TRENDONE haben ja 2012 mal probiert, mit Crawling-Technologien hier ganz, ganz stark am Markt aktiv zu sein und verschiedene Eigenentwicklungen anzustreben. Und wir haben gemerkt, dass es hier auf das entsprechende Timing im Markt ankommt. Wir haben das damals (?CETS) genannt, Computer Edit Trendscouting. Wir würden gerne, dass uns Klassifikatorensysteme bei der Einkategorisierung von Trends helfen. Das haben wir auch verschieden getestet. Ich weiß nicht, ob du dich daran erinnern kannst, wir haben auch mit IBM Watson zusammen dort wirklich umfangreiche Tests gefahren und gemerkt, dass dies dann doch ein Feld für Spezialanbieter ist, in dem man nicht so einfach mitmischen kann. Aber das ist ein superspannendes Thema, wie ich finde. Ich glaube, hier wird in den nächsten wahrscheinlich fünf bis zehn Jahren viel passieren. Und die Frage ist in der Tat noch, ob wirklich Menschen zukünftig noch wirklich Trends erkennen oder ob das Algorithmen nicht zukünftig besser machen können und auch ob Algorithmen eventuell bessere und innovativere Ideen zutage fördern können. Wir sehen das ja, wenn wir unsere Micro-Trends anschauen, dass man vor allen Dingen auch im künstlerischen Bereich wirklich von Musikstücken bis Filmtrailern Algorithmen erstellen kann, die jetzt nicht auf dem klassischen Pfade von der Identifikation von Herzinfarkten zum Beispiel unterwegs sind. Also wo man ganz klare Suchparameter hat und wo es wirklich um eine kreative, künstlerische Leistung geht. Da bin ich wirklich gespannt, ob wir zukünftig innovative Ideen auch von Algorithmen sehen. Nochmal übergeleitet, Peter, neben dem Thema KI gibt es das Thema Ökosysteme. Wir hatten es gerade schon erwähnt, das ist auch ein Feld, auf dem massiv viel passiert. Vielleicht erklärst du nochmal zwei, drei Sätze zu dem Thema.
Peter von Aspern: Das Thema Ökosysteme ist auch eher ein Thema, was aus großen Organisationen jetzt herauskommt. Aber da geht es natürlich primär darum, Dinge zu vernetzen. Das heißt, eben einmal Innovatoren im Unternehmen zum Beispiel mit Expert Findern entsprechend zu vernetzen. Und da geht es aber eben auch darum, entsprechend besser auch die Experten im eigenen Unternehmen mit Experten zum Beispiel zu vernetzen, die beispielsweise in Zuliefererfirmen sitzen, also einfach da diese Mensch-zu-Mensch-Ebene zu stärken. Aber natürlich geht es auch darum, dass, wenn man jetzt sagt, man ist zum Beispiel dabei, nach neuen Ansätzen für bestimmte Problemstellungen zu suchen, dann ist es zum Beispiel in der Automobilindustrie ja so, dass eben ein großer Teil der Wertschöpfung und auch der Innovationsleistung eben eher so im Bereich der Zuliefererunternehmen passiert. Deshalb ist es da zum Beispiel auch ganz entscheidend, dass man es eben entsprechend schafft, auch in sein digitales Innovationsmanagement beispielsweise Zulieferer einzubeziehen und idealerweise natürlich auch entsprechend Kundenfeedback zum Beispiel auch aus dem Vertrieb heraus da einfließen zu lassen. Und das ist natürlich eine ganz schön komplexe Geschichte. Dementsprechend sind da auch eher die größeren Player am Markt auf dem Thema entsprechend unterwegs. Wir können uns das Ganze zukünftig auch so ein bisschen wie eine Art App Store vorstellen, das ist auch natürlich noch ein Aspekt. Also dass quasi diese größeren Plattformen wie HYPE, wir sind ja auch ein Partner von HYPE und MAPEGY beispielsweise auch, zum Beispiel eben eine Vielzahl von Partnern wie TRENDONE, also so einen Spezialanbieter für ganz spezifische Fragestellungen einfach in ihr Ökosystem mit einbeziehen.
Sebastian Metzner: Also Platform as a Service vielleicht als großes Geschäftsmodell dahinter, was natürlich angestrebt wird. Und hier ist natürlich der Ansatz so, dass man sagt, desto mehr externe Stakeholder man einbindet, desto größer ist die Innovationskraft. Das ist sicherlich ein Argument, dem man folgen kann. Es wird sich aber auch sicherlich in den kommenden Jahren beweisen müssen, was die externen Quellen, du hast sie aufgezählt, angefangen von Zulieferern, von Kunden, vielleicht von Wissenschaftlern, vielleicht von externen Startups oder Künstlern, was man nicht alles anbinden kann in die Innovationsmanagementsysteme, hier wirklich sind, die am innovativsten sind oder welche innovativen Impulse dort hineingegeben werden können. Denn es heißt natürlich nicht, dass mit dem Anstieg der Informationsmenge auch die Qualität der Ideen hier zum Beispiel steigen wird. Aber ich finde solche Ansätze immer sehr, sehr spannend und bin dem auch total offen gegenüber, weil ich sage, dem Innovationsthema sind keine Grenzen gesetzt. Nur wer die Grenzen nach außen verschiebt, der gewinnt am Ende. Und ich finde das insgesamt eine sehr, sehr lobenswerte Sache.
Peter von Aspern: Das auf jeden Fall total spannend zu beobachten. Ich bin auch sehr gespannt, was sich da durchsetzt.